Spielbericht Herren II: SGB II – SV Hürriyet Burgund II 4:0 (2:0)
Sonntag, 22.05.2016
Aufstellung: M. Dumke – Drassdo, Neumann, Kunzke, S. Dumke – Lehmann, Reichert, Lunkwitz, Becirovic – Kramke, Funk
(Wechselspieler: Reissig, Bien, Weise)
Tore: 1:0 Funk (23., Vorlage Becirovic), 2:0 Lunkwitz (32., FE nach Foul an Reissig), 3:0 Lunkwitz (59., Vorlage Reichert), 4:0 Weise (82., Vorlage Lunkwitz)
Wartenberg, 91. Minute. Kurz ausgeführter Freistoß knapp 20m vor dem Strafraum der SGB II. Zweikampf auf der rechten Seite des Strafraums, Reichert weiß durch einen Tritt in den Boden die Flanke des Gegners nicht zu verhindern. Kopfball. Ausgleich. Endstand 2:2. Statt „There is a party“ vom Schweizer Mastermind DJ BoBo gab es in der sonst so feucht-fröhlichen Kabine, in welcher mitunter wilde Ausrufe wie „F***************N“ keine Seltenheit darstellen, betretenes Schweigen. Sogar beim Achim Mentzel der SGB II Funk schlug die Hoffnung in Enttäuschung um.
Es sollten Trainer Schliestedt folglich keine zwei leichten Wochen bevorstehen. Auch Tage nach dem Spitzenspiel war die Enttäuschung sichtlich spürbar. Legende #10 Leske rieb sich vor lauter Trauer seine Augen bis zu einer fiesen Bindehautentzündung wund. Dazu versammelten sich auf Bucher Terrain zumeist nicht einmal die Hälfte aller Akteure, um die „heiße Phase“ der Saison einzuleiten. Die nächste schlechte Botschaft verbreitete der französische AK-Dauerbrenner Lacheré, der mit Rückenproblemen die Saison vorzeitig beenden muss. Waren der herabschauende Hund oder die Kobra der Auslöser dafür? Lacheré wollte sich zu diesen Spekulationen nicht äußern. Sonderurlaub bekamen indes Sens und Beutel. Beide sollten auf unterschiedliche Weise (Flitterwochen und Museumsbesuche auf Mallorca) endlich „den Kopf frei kriegen“. Torhüter Hoge bekam es bei der Abschlusseinheit mit den Nerven zu tun und suchte in der Umkleidekabine beim Dehl für einen kurzen Moment seelischen Beistand und eine starke Schulter. Es waren zwei ereignisreiche Wochen bei der SGB II. Dennoch blickte Coach Schliestedt insgesamt auf eine gute letzte Einheit zurück, nicht zuletzt weil Urgesteine wie Rückert, Bordien und Weise den jungen Burschen eindrucksvoll zeigten, dass das Kraft- und Konditionstraining vom Trainer dem Alterungsprozess entgegenzuwirken vermag.
Gegner an der Festung Straße 18 (mit Ausnahme vom Minerva-Rückschlag) war die Zweite Mannschaft von Hürriyet Burgund. Zweite Mannschaft? Mit zuvor 63 eingesetzten Spielern bildet die Mannschaft das Potpourri der Kreisliga B – Staffel 5. Umso bemerkenswerter der 3:2 Auswärts-Erfolg des Teams, die sich primär Spielern (7 an der Zahl) der Ersten Garde des Vereins aus dem Wedding gegenübersahen. Obwohl das Team weiterhin das Schlusslicht bildet, war die SGB II dazu aufgefordert, die notwendige Konzentration aufzurufen. Die Gossip-Nachrichten der Super-Illu oder der Bunten kurz vor Treffpunkt, in welcher Schlagzeilen wie „Partyexzesse im SBG-Casino – Kunzke, Lehmann, Berg und Co. bei Kramkes Geburtstag im wilden Rausch“ die Runde machten, ließen aber nicht lange auf sich warten. Sogar der Coach wurde mehrmals mit seinem aufdringlichen Bayern-Trikot auf dem Gelände gesichtet, obwohl er beteuerte, nur das Fahrrad seiner Ehefrau abzuholen. Der Team-Chat blieb indes verhältnismäßig ruhig. Keine Vox-ähnlichen „Perfekte Dinner“-Bilder, keine fehlenden Badvorleger, keine Katze in der Unterhose. Die Playlist-Probleme DJ-Germüls wirkten hier wie ein hilfloser Schrei nach Aufmerksamkeit. Zum Treffpunkt war das Team trotz leichtem Alkoholschwall komplett und bereit für Sieg 1/3. Knapp 25° bei herrlichem Sonnenschein bildeten die perfekte Prämisse. Fast perfekt, denn mit dem Ausfall von #10 Leske musste das Team einen erheblichen Rückschlag verkraften. Des einen Leid ist des anderen Freud. So war sich DIE Physio hingegen über stimmungsvolle Momente mit „Mr. Leskovic, Number 10“ auf der Bank sicher.
Die Startelf las sich gut. Im Tor Rückkehrer Dumke, davor die Vierkette Lehmann, Neumann, Kunzke, Dumke. Endlich wieder zu Null sagten sich viele Zuschauer. Für die Dehl-Diva gab es diesmal keinen Platz. Für einige war dies der richtige Schritt, nachdem in Wartenberg gleich 2 Gegentore fielen. Das Mittelfeld auf den beiden 6er Position mit Lunkwitz und Reichert, auf den außen agierten Becirovic und Drassdo. Diese sollten Funk und Kramke mit Flanken versorgen.
Nach einem zerfahrenen Beginn konnte sich die SGB II die höheren Spielanteile sichern, was wohl auch daran lag, dass der Gast mehr Körper als Laufbereitschaft zu bieten hatte. Schon früh bemerkte das Team, dass mitunter die geliebten Shuttle („Shuffle“) runs und Diagos 70% dafür sorgen werden, dem Gegner immer einen Schritt voraus zu sein. Erster Aufschrei erfolgte, als Lehmann nach hereingebrachter Flanke anstatt seines Kopfes seine Augenbraue hinhielt. Einwurf, kein Tor. „Der Junge ist einfach nicht frei im Kopf“, musste Wagner kopfschüttelnd feststellen.
Wenig später erkämpfe sich Kramke in Strafraumnähe gedankenschnell den Ball, legte ab auf Becirovic, welcher mit einer absoluten Sahneflanke den freistehenden Funk zum Torerfolg verhalf. Ein Kopfballtor, bei welcher Funk aufgrund der fehlenden Körpergröße des gegnerischen Torhüters nur verschmitzt lächeln konnte. Knapp 9 Minuten später wurde der zuvor eingewechselte Reisig im Strafraum gelegt, sodass dem wortkargen Schiedsrichter nur der Elfmeter-Pfiff übrig blieb. Kapitän Lunkwitz – mit der zurückgewonnenen Sicherheit vom Punkt – trat an und traf. In diesem Fall grenzte es aber schon an Arbeitsverweigerung des Torhüters, welcher schon vor Anlauf des Schützens 2-3m in einer Ecke stand. Damit erzielte er sein 12. Saisontor. Seinen Torerfolg widmete er dem Langzeitverletzten Berg in einer herz- und ponyberührenden Szene. Mit einer ungefährdeten 2:0 Führung ging es in die Kabine. Endlich einmal nichts anbrennen lassen. Wer glaubte, dass sich Coach Schliestedt somit seinen Klappstuhl für die zweite Halbzeit bereitstellte, irrte aber gewaltig. Vielmehr war dieser in seinem für die zweite Halbzeit angefertigten Muskelshirt damit beschäftigt, seinem Trainerkollegen auf dessen Größe seiner Coaching-Zone hinzuweisen. Während auf Höhe der Trainerbänke das eine oder andere Wortgefecht zu verfolgen war, entwickelte sich auf dem Platz eine zerfahrene Partie. Symptomatisch dafür, dass sich die einzige interessante Aktion an der Außenlinie mit Dehl abspielte, als dieser seinen langzeitvermissten Reinigungsmitarbeiter auf Gegnerseite erkannte. Eine rührende Szene. Die spielerische Monotonie durchbrach Reichert mit einem punktgenauen Freistoß auf den hereinstartenden Lunkwitz, welcher ungestört seinen Doppelpack per Kopfball schnüren konnte. Saisontor Nummer 13. Die magische 13! Eine wundervolle Zahl, liebe Leser. Insbesondere Reichert, der im WSV-Spiel zur tragischen Figur nach Aristoteles heranwuchs, wusste mit Übersicht und Zweikampfstärke dem Blankenburger Publikum am sonnigen Sonntag sehr zu gefallen. Allen voran Kramke konnte sein Lob gegenüber Reichert kaum in Worte (leider auch nicht in Tore) fassen. Somit war es Straße 18-Legende Weise nach Vorlage von Lunkwitz, der mit dem 4:0 den Endstand und die ersten von neun Punkten besiegelte. Nach Abpfiff hallte der wiedererstarkte Blankenburger Hammer durch das gefürchtete Gelände, das am 12.06.2016 zu überkochen droht. Zuvor heißt es aber, den Hammer im Auswärtsspiel gegen Corso Vineta zu schwingen und den Sieg 2/3 einzufahren.
Autor GW#13